....unser Bericht
zum Einsatz!
 
 
Wo ist Marlen? Suche nach 12-järigem Mädchen mit mehreren Hundestaffeln aus vier Bundesländern endet glücklich.
Der vierte Einsatz für die Feuerwehren der Stadt Schleiz am 03.06.2021 begann um 23:48 Uhr zunächst mit einem Anruf beim Schleizer Stadtbrandmeister durch einen Disponenten der Leitstelle Gera.
Zu diesem Zeitpunkt war die 12-jährige Marlen aus dem Schleizer Ortsteil Lössau schon über Stunden verschwunden. Die Mutter und Bekannte schauten verzweifelt in die Gesichter der ersten eintreffenden Helfer von Polizei und Feuerwehren.

Das Mädchen war am Nachmittag nicht von der Schule zu Hause gekommen. Später stellte sich heraus, in der Schule war sie am Morgen auch gar nicht angekommen. War sie schon seit den Morgenstunden verschwunden? Was war passiert?
Schnell breiten sich viele Szenarien aus. Ist sie nur weggelaufen, ihr was passiert oder wurde sie gar entführt? Hat sie vielleicht nur bei einer Freundin geschlafen und traut sie sich nicht mehr nach Hause? Gab's Streit zu Hause?

Erste Anhaltspunkte gab es inzwischen. Ihr Handy konnte kurzzeitig geortet werden, dann wieder nicht mehr. War der Akku alle? Schaltete sie absichtlich das Gerät ab? Das Suchgebiet des georteten Handys war mehr als kompliziert. Über die Hälfte der Gesamtfläche bestand aus Waldgebieten und dem Wisentastausee bei Lössau. Ein Polizeihubschrauber hatte das Suchgebiet bereits schon abgesucht und war wieder abgedreht.

Die Einsatzführung hatte in diesem Fall, neben der Polizei, die Verantwortlichen der Hundestaffeln Thüringens. Zunächst wurde beraten, wie die Suche in dem riesigen Waldgebiet und teilweilweise unwegsamen Gelände am besten bewältigt werden sollte. Die erste Wahl mitten in der Nacht war der Einsatz von zwei Mantrailern. Sie sind Personensuchhunde mit Spezialisierung, anhand von Gebrauchsspuren den dazugehörigen Menschen zu folgen und sie damit aufzuspüren. Außerdem kamen auch Flächensuchhunde zum Einsatz, die Menschen in Flächengebieten aufspüren. Wegen Letzteren einigten sich die Verantwortlichen zunächst darauf, möglichst mit geringstem Personaleinsatz zu arbeiten, da sonst die "Fehltreffer" zu suchender Menschen zu groß gewesen wäre.

Kurz nach Mitternacht ließ daher der Schleizer Stadtbrandmeister eine kleine Anzahl Einsatzkräfte alarmieren, die speziell mit der Aufgabe zur Absuche auf dem Wisentastau bei Lössau zum Einsatz kamen. Das Schleizer Rettungsboot RTB 1 war genau dafür das richtige Einsatzmittel, da der Stausee nur schlecht anzufahren ist. Insgesamt zweimal wurde der gesamte Uferbereich mittels zwei Wärmebildkameras und starken Akkuleuchten abgesucht. Zu gleichen Zeit hatten die Maintrailer erste Spuren aufgenommen und sie verfolgt. Weitere Kräfte der Schleizer Feuerwehr hatten inzwischen mit Quad und ELW spezielle logistische Aufgaben zu bewältigen. Dazu gehörte auch die Unterstützung der Suchtrupps zur örtlichen Koordinierung verschiedener Gebiete.

Im Morgengrauen waren alle bis dahin einsetzbaren Hunde an die Leistungsgrenzen angekommen und damit dem Einsatz eine Pause auferlegt.

Diese Pause nutzten alle für eine kurze Stärkung im Schleizer Feuerwehrgerätehaus.

Die Einsatzleitung entschied dann, aus insgesamt 3 anliegenden Bundesländern und dem gesamten Freistaat Thüringen alle verfügbaren Personensuchhunde ins Einsatzgebiet zu alarmieren. Letztlich sollen 45 Einsatzhunde den größten Sucheinsatz der letzten Jahre unterstützt haben. Sie kamen aus Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Dazu wurde das Schleizer Feuerwehrgerätehaus zur Einsatzzentrale und Koordinierungsstelle.

Auch die Polizei hatte am Morgen begonnen, die Einsatzkräfte aufzustocken und die Suche auszuweiten.

Immer mehr Rettungshundestaffeln trafen am Schleizer Feuerwehrgerätehaus ein. Nun wurde die Taktik etwas geändert. Während ein Team mit zwei Einsatzhunden samt Führerinnen von Oberböhmsdorf aus die Hütten des Waldgebietes aufsuchten, war der Rest der Einsatztruppe der Feuerwehr Schleiz mal kurz mit der Beseitigung einer Ölspur an der "Kaufhauskreuzung" beschäftigt.

Am Vormittag unterstützen die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Schleiz die Suchtrupps vor allem zum Auffinden der Örtlichkeiten in dem riesigen Waldgebiet. Inzwischen waren nur noch Flächensuchhunde im Einsatz. Parallel war erneut das Rettungsboot der Schleizer Feuerwehr mit Außenbordmotor auf dem Stausee unterwegs und begleitete die Suche.

Die Polizei hatte ihre Suche von der Bundesstraße 282 her organisiert und mit Bereitschaftspolizisten aufgestockt. Es war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ganz klar, ob das zu suchende Mädchen nicht in Erwägung gezogen hatte, garnicht gefunden werden zu wollen. Vor allem deshalb blieb das Rettungsboot der Feuerwehr demonstrativ auf dem Stausee gut sichtbar im Einsatz. So sollte das Mädchen möglicher Weise bewusst vom Stausee ferngehalten werden und somit den Suchtrupps in die Arme laufen. Am Späten Vormittag hatte sich dann das Handy erneut in einem Funkmast kurzzeitig eingewählt. Demnach hielt sich die zu suchende Marlen irgendwo im Suchbereich der Einsatzkräfte auf. Problematisch war, dass das Waldgebiet sehr unübersichtlich und vor allem in Stauseenähe extrem dicht bewachsen ist.

Um 14:15 Uhr kam dann die erlösende Meldung! Das Mädchen wurde am Rand des Suchgebietes von einem Förster um 14:04 Uhr aufgegriffen und der Polizei übergeben. Die Erleichterung war den rund 100 Einsatzkräften aller Rettungsdienste anzumerken.

Unmittelbar vor der neuen Lagemeldung wurde die Schleizer Feuerwehr zu einem weiteren Einsatz alarmiert. Die bis dahin noch nicht eingesetzten Einsatzkräfte der Kreisstadt waren zu einer ausgelösten Brandmeldeanlage  zur Firma SEWOTA GmbH in Tanna alarmiert worden. Noch während der Anfahrt dorthin konnte der Einsatz abgebrochen werden, weil die Kameraden von Tanna vor Ort einen Fehlauslösung feststellten.

Um 17 Uhr war der Einsatz für die Feuerwehr Schleiz samt Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft beendet. Erschöpft und erleichtert kehrten die Kameraden nach über 17 Stunden Einsatz nach Hause.

Wir danken allen eingesetzten Einsatzkräften von sämtlichen Rettungsorganisationen, allen Beamtinnen und Beamten der Polizeidienststellen samt ihren Vierbeinern für die gute Zusammenarbeit.

Marlen und ihrer Familie wünschen wir, dass sie die Ereignisse richtig aufarbeiten und die Ursachen des Verschwindens verarbeiten können. Tatsache ist, dass zusammen mit der Polizei mehr als 150 Einsatzkräfte und 45 Hunde teilweise über sehr viele Stunden unterwegs waren um Marlen unbeschadet zu finden.