...unser Bericht zum Einsatz!

Rettung in letzter Minute?
Geringe Überlebenschancen nach Eiseinbruch im Staubecken trotz hohem technischen Aufwand
09.02.2010, Alarm für Feuerwehren und Wasserwacht um 18:37 Uhr,  Sperrmauer Burgkhammer

Nadine E.(14) aus Schleiz ist auf dem Eis des Ausgleichbecken bei Burgkhammer unterwegs und erlebte hautnah wie es ist, wenn man bei Temperaturen um die -8°C ins Eis einbricht. Die Minuten der Rettung werden zu Stunden. Die Kälte wirkt erst wie Nadelstiche, später schmerzt es nur noch. Nach 3 Minuten kann man seine Finger schon nicht mehr im ca. 1°C kaltem Wasser bewegen. Dann ist die Aussicht auf eine Selbstrettung oder die Mithilfe bei einer Fremdrettung durch zufällig vorbeikommende Retter schon vorbei. Irgendwann lässt der Kreislauf nach und man verliert das Bewusstsein....

Zum Glück hatte Nadine beim Sprung ins eiskalte Wasser einen Naßtaucheranzug (Neoprenanzug) an und ihre Retter waren bereits schon am Einsatzort - so wie der Plan der Übung es auch vorsah. Im Nachhinein sagte sie: "die Hände und Füße waren zuerst kalt, sonst ging es aber".

Die Retter von Nadine, Sandy Werner (25) und Stefan Drechsler (34) gehören zu ihrem Team, der DRK- Wasserwacht aus Schleiz. Zusammen mit den Feuerwehren Burgk und Schleiz sowie der Wasserwacht waren insgesamt 41 Einsatzkräfte für die Rettung des jungen Mädchens beschäftigt, die mit insgesamt 7 Einsatzfahrzeugen angerückt waren.

Ausbilder Marcus Stefan hatte vor Übungsbeginn ein ca. 2 Quadratmeter großes Loch ins ca. 15cm dicke Eis gehackt. Im Uferbereich war auf Grund der ständig wechselnden Wasserstände im Ausgleichbecken die Eisplatten gebrochen und nur ca. 5-8 cm stark. Das macht im Übrigen die Stauseen besonders gefährlich. Die wechselnden Wasserstände und unterschiedlichen Strömungen lassen das Eis vor allem in Uferzonen ständig brechen. Hohlräume können entstehen, ein Einbruch ist vorprogrammiert.

Mit sogenannten "halbtrockenen Tauchanzügen" und einen "Backboard" arbeiteten sich die Retter zur ca. 40 Meter entfernten Einbruchstelle auf dem Bauch robbend (gesichert an Leinen) zu Nadine vor. Kurzentschlossen sprang Retterin Sandy ins eiskalte Wasser. Nach den Erfahrung aus mehreren Trainingseinheiten haben die Kameraden der Wasserwacht feststellen können, eine Unterstützung aus dem Wasser zur Rettung ist wesentlich effektiver als nur von außen. Diese Praxis sollte aber den mit speziellen Anzügen ausgestatteten Rettern vorbehalten bleiben. Für Privatpersonen bleibt ausschließlich die Rettung von außen als Lösung.

Als Neuerung im Übungsablauf wurden nach der erfolgreichen Rettung der Person diese in eine Schleifkorbtrage verpackt, um sie dann über die Eisfläche bis ans rettende Ufer zu ziehen - eine Methode, die sich durchaus bewährt hat.
Neben der Ausleuchtung der Einsatzstelle waren die Kameraden der Schleizer Feuerwehr dann im weiteren Rettungsweg eingebunden. Ziel war, die gerettete Person schnell aus dem Uferbereich mit der Drehleiter und Abseilgerät zu heben um sie dann im vorbereiteten beheizten Zelt der Feuerwehr weiter zu versorgen. Das Zelt stand natürlich auch allen Rettern und Ausbildern zur Verfügung. Mit mehreren Kilowatt Heizleistung kann das Schnelleinsatzzelt der Schleizer Feuerwehr binnen weniger Minuten auf Wohnzimmertemperatur gebracht werden, ein enormer Vorteil für die Rettungskräfte.

Zur Abrundung der Übung wurde in der Nähe noch ein Hubschrauberlandeplatz vorbereitet, um den weiteren Rettungsweg abzusichern.

In Auswertung der Übung bleiben aber auch Erkenntnisse, die jeden zum Nachdenken anregen sollen.
Einerseits schwinden die Chancen zum Überleben mit jedem Meter, die man weiter von den Rettungsstellen von Feuerwehr und Wasserwacht entfernt ist. Die Ausrüstungen der Feuerwehren eignen sich nur bedingt für Eisrettungsmaßnahmen und sind nur für Einsätze mit geringer Entfernung zum Uferbereich tauglich. Eine Selbstrettung ist kaum möglich. Helfende Passanten begeben sich grundsätzlich in große Gefahr, selbst Opfer für die gut gemeinte Hilfe zu werden.

Entscheidend für ein Überleben sind neben schnellen und präzisen Absetzen der Notrufe auch eine rasche Alarmierung der richtigen Einsatzkräfte für solche Eisrettungen.
Grundsätzlich sollte nie auf Stauseen und anderen fließenden Gewässern Eisflächen betreten werden. Selbst das Betreten der Eisflächen von Teichen und Seen kann gefährlich sein. Die Prüfung von Eisstärken an einer Stelle des Gewässers reicht nicht, um auch sicher vom "Eisvergnügen" wieder nach Hause zu kommen.
 Über 40 Einsatzkräfte waren mit großem logistischen Aufwand im Einsatz, um eine Person zu retten. Nadine hätte wohl eher keine Chance gehabt, wenn das Szenario nicht eine Übung gewesen wäre, da die Kameraden der Feuerwehr und Wasserwacht allein eine Anfahrtszeit von rund 12 Minuten hatten. Rechnet man Alarmierungs- und Ausrückezeiten und die Einsatzvorbereitung am Einsatzort mit.... sie wäre länger als 20 Minuten im eiskalten Wasser bis zum Beginn der Rettung gewesen.

Die Kameraden der Feuerwehr Schleiz und Wasserwacht Schleiz danken der Firma Vattenfall für ihre Unterstützung und problemlosen Bereitstellung des Übungsbereiches am Laufwasserkraftwerk Burgkhammer.