Sturm rast mit 147 km/h über Schleiz      

   

18.01.2007 - 19.01.2007

Eigentlich waren wir alle vorgewarnt. Doch als schon am Vormittag die ersten Windböen über das Schleizer Stadtgebiet wegbliesen war noch lange nicht abzusehen, was mit dem Sturm "Kyrill" wirklich auf die Menschen und Tiere zukommt.

Vermutlich schon außerhalb Thüringens hatte der Sturm mit dem langen Atem einige Schutzengel aufgenommen und Diese auch in unserem Stadtgebiet so richtig arbeiten lassen. Offenbar waren mehr dieser "Engel" unterwegs, wie Einsatzkräfte von Feuerwehren, Rettungsdiensten und Polizei. Auch die meisten Kraftfahrer und Personen die sich in der Zeit des Sturmes wider alle Warnungen auf den Straßen unseres Stadtgebietes bewegten, kamen meistens mit dem Schrecken davon.

Die Bilanz des über 15 Stunden wütenden Sturmes ist sicherlich für viele nicht so nüchtern zu betrachten wie wir es hier im Weiteren darlegen können. Abgedeckte Dächer, Glasschäden, Schäden an Pkw usw. sind aber reparabel und meistens auch gut versichert.

Zuerst möchte sich die Schleizer Einsatzführung für die enorm hohe Einsatzbereitschaft aller Schleizer, Möschlitzer und Oberböhmsdorfer Kameraden bedanken. Wir sind heil froh, das alle Einsatzkräfte der Schleizer und anderen benachbarten Wehren, Rettungsdienste und Polizei gesund von ihren extrem gefährlichen Einsätzen zurückgekommen sind.

Der Sturmtag ging für die Schleizer Einsatzkräfte mit der Alarmierung um 14:06 Uhr los. Auf der BAB 9 wurde ein brennender Lkw am Kilometer 221 Richtung Nürnberg gemeldet -  wohl eher keine Folge des Sturmes. Glücklicherweise hatte sich die heißgelaufene Achse mit vorausgegangenen Bruch nicht zum Großbrand entwickelt. Nach paar Minuten Kühlung konnten die Kameraden abrücken.

In der Folge des Abends wurden die Einsatzkräfte in drei Einsatzgruppen aufgeteilt, eine 4. Gruppe wurde von der FFw Möschlitz gebildet. Koordiniert wurden die dann folgenden 45 Einsätze der Schleizer Wehr und 7 Einsätze der Möschlitzer Wehr durch die Einsatzführung aus Schleiz um die Mitarbeiter der Rettungsleitstelle zu entlasten. Dazu wurde ein Alterskamerad für die Einsatzzentrale reaktiviert.

Für die Einsatzkoordinierung hatte das Landratsamt einen Reservekanal des 4- Meter- Bandes zur Verfügung gestellt, der vor allem durch die Schleizer, Lobensteiner und Wurzbacher Feuerwehren genutzt wurde. Die Verbindung zur Polizei wurde durch Festnetz- und Handytelefon sichergestellt. Somit konnten die Kollegen der PI Saale- Orla immer gleich auf dem kurzen Dienstweg neue Einsatzstellen dem Schleizer Einsatzführer mitteilen. Dieser Verfahrensweg hatte sich schon bei mehreren Großschadenslagen bewährt, vor allem wenn ,wie auch dieses mal, das Funk- und Telefonnetz zur Rettungsleitstelle völlig überlastet war. Zeitweise konnte die Polizei überhaupt keinen Kontakt mehr nach Saalfeld herstellen.

Ca. 100 Bäume und größere Äste wurden in den Stunden von 15:00 Uhr bis zum Folgetag 17:00 Uhr von den Kameraden der Feuerwehr Schleiz beseitigt. Aus einem umgestürzten Lkw wurden nahe der Ortslage Mielesdorf auf der B282 Kraftstoff aufgefangen und der Tank ausgebaut, um eine Umweltgefahr zu verhindern. 2 mal wurden Pkw's von umgestürzten Bäumen befreit. Eine Person wurde aus einem Pkw verletzt gerettet. Weiterhin waren die Kameraden unterwegs zu abgedeckten Dächern, zu einem Schornsteinbrand in Oettersdorf (der dann doch keiner war), zu Einsätzen zur Beseitigung herumfliegender Verkehrseinrichtungen, Werbetafeln und Ähnlichen sowie zu einem größeren Glasschaden am ehemaligen Start- und Zielgebäude am Schleizer Dreieck (FFw Oberböhmsdorf war auch vor Ort).

Haupteinsatzgebiete waren die Bundesstraßen 94, 2, 282 und Landstraßen zwischen Gräfenwarth und Remptendorf, Möschlitz und Remptendorf, Lössau und Thierbach sowie Lössau und Langenbuch. Gut organisiert wurden systematisch alle Zufahrten zu Ortschaften und Wohnsiedlungen beräumt.

Zeitweise mussten die Einsatzkräfte fluchtartig ihre Einsatzstellen verlassen. Den Berichten nach war wohl jede Einsatzkraft persönlich mit "Kyrill" im Gespräch. Es ging oftmals mehr wie knapp zu.

Auf Grund zu hoher Gefährdung ließ der Schleizer Stadtbrandmeister die Straßen Gräfenwarth- Remptendorf, Eisbrücke - Remptendorf und Lössau- Dröswein sperren. Besonders dort und auf den Bundesstraßen 94, 2, und 282 knickten die Bäume in Minutentakt wie Streichhölzer um. Manche Einsatzstellen mussten mehrfach angefahren werden, weil immer wieder neue Bäume den Weg versperrten. Eine Besatzung der Polizei musste auf der B 282 über Stunden ausharren, da erst nach Einsatz von drei Schleizer Einsatzgruppen der Weg zur Streifenwagenbesatzung beräumt werden konnte. Zuvor mussten die Rettungsarbeiten der Beamten mehrfach wegen zu großer Gefährdung und einmal wegen der Rettung einer Person auf der B 2 unterbrochen werden.

Leider haben die Kameraden der Schleizer Wehr auch unglückliche Momente an jenem Abend erleben müssen. Mit völlig unkameradschaftlichen Verhalten wurden sie von Einsatzkräften einer anderen Wehr empfangen, obwohl sie nur zur Hilfe Derer unterwegs waren. Pflichtbewusst nach Einsatzbefehl des Schleizer Stadtbrandmeisters waren die Kameraden in ihrem Stützpunktbereich unterwegs (Einsatz war mit der Polizei abgestimmt). Am Einsatzort wurden die Kameraden auf das Übelste beschimpft, vielleicht sollten sich die betreffenden Kameraden der gemeinten Feuerwehr ihr Verhalten überdenken. Auch die größte Belastung von Einsatzkräften entschuldigt diese Provokation nicht.

Verpflegt wurden die Schleizer und Möschlitzer Kameraden sowie die Mitarbeiter des Landratsamtes von 4 Frauen unserer Feuerwehr sowie unserem Küchenchef Eberhard Schulz (den der Einsatzleiter dann noch die Aufgabe der Besetzung der Einsatzzentrale auferlegte- auf Grund seiner guten Erfahrung). Vielen Dank an Euch!

Noch in der Nacht konnte auf Grund des nachlassenden Sturmes und der Abarbeitung der Einsatzstellen die Kameraden aus Möschlitz und 2 Einsatzgruppen aus Schleiz gegen 4:00 Uhr nach Hause geschickt werden. Ziel war, ausgeruhte Kräfte für Aufgaben in späteren Stunden zu haben. Die anderen Kameraden waren bis in die frühen Abendstunden des 19.01.2007 mit der Abarbeitung der restlichen Einsatzaufgaben und der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft, Wartung und Pflege der Technik und Gerätehausreinigung beschäftigt. Gegen 17:15 Uhr ging dann der letzte Kamerad nach Hause.

Wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit bei:

der PI Saale- Orla, dem Rettungsdienst und Notarzt, dem Landratsamt, den Feuerwehren Möschlitz, Oberböhmsdorf, Langenbuch, Tanna und Remptendorf.

Eine genaue Aufstellung des Einsatzgeschehens können Sie auch unter "Einsätze" einsehen! Es wurden jedoch nur Einsätze aufgeführt, die einem Einsatzbefehl zugeordnet werden können. Selbsttätige Maßnahmen wie das Beräumen von Verkehrsleiteinrichtungen und Schildern sowie kleinerer Äste sind keine Einsätze im Sinne der Statistik.