Einsatzbericht - Hochwasser im "Wisentadelta"

                                   12.02.2005, 15:00 Uhr  - 13.02.2005   21:30 Uhr

 

  21 Stunden Einsatz am Stück - ein Wochenendprogramm wie aus einem Drehbuch - eigentlich völlig unspektakulär aber irgendwie doch sehr kräftezehrend für die Hauptdarsteller, u.a. die Kameraden der Feuerwehr Schleiz.      

Dauerregen und starke Schneeschmelze (15 cm Schnee in wenigen Stunden) beschäftigten in der Folge die Feuerwehren der gesamten Umgebung. Bis in die Abendstunden des 12.02.2005 registrierten die Rettungsleitstelle in Saalfeld über 70 Einsätze. Fast stillschweigend liefen die Einsätze der Feuerwehr Schleiz nacheinander ab (fast wie geplant). Da der Funkverkehr mit der Rettungsleitstelle sehr belastet war entschied die Führung der Feuerwehr Schleiz Diesen nicht weiter zu belasten und organisierte alles Notwendige im Bereich Schleiz selbst. Dank an diejenigen, die für uns "mitgefunkt" haben.

Auszug aus dem "Wochenend- Veranstaltungsprogramm":

15:00 Uhr : (12.02.2005)   Die Kameraden der FFw Schleiz werden auf die BAB 9 km 223 in Richtung Nürnberg zu einer überfluteten Fahrbahnhälfte geschickt. Die zuständige Autobahnmeisterei ist am Wirken, der Einsatz kann vor Ort abgebrochen werden.

15:33 Uhr:   Die Hochwasserlage verschärft sich. Vorsorglich werden die Brücken des Stadtgebietes untersucht, größere Mengen Treibgut werden beseitigt und eine Straße auf Grund Überflutung gesperrt. (Komtursteig Schleiz). Mit im Einsatz der Ordnungsamtsleiter der Stadt Schleiz. Um 19:30 Uhr wird der Einsatz unterbrochen, die Kameraden müssen sich "stärken".

20:15 Uhr:  Die Wassermengen werden größer. Die Ostthüringer Zeitung wird in Ihrer Montagsausgabe mitteilen, dass seit Bestehen des Wisentastaus in Lössau noch nie so große ankommende Wassermengen registriert wurden. Treibgutbeseitigung und weitere Straßensperrungen stehen an. Die Einsatzfahrzeuge werden in der Nacht zusammen rund 450 km Kontroll - und Einsatzfahrten durchführen. Ein Teich oberhalb des schönen Schleizer Freibades "Wisentaperle" füllt sich auf Grund zu kleiner Abflussmöglichkeit des daneben führenden Baches bedrohlich schnell. Die Einsatzführung schmiedet Rettungspläne für das Freibad, ein Überlaufen des Teiches würde größeren Schaden anrichten. Gegen 23:00 Uhr Uhr wird ein verantwortlicher Mitarbeiter der Stadtverwaltung hinzugezogen, weitere Einsatzkräfte müssen alarmiert werden.

21:15 Uhr:  Ca. 5 cm fehlen noch, bis der Teich oberhalb des Freibades überläuft. Es hat aufgehört zu regnen, dafür wird es kalt. Die neue Gefahr heißt nun Glatteis. Das Versogungsgebäude des Freibades hat "nasse Füße", oberhalb des großen Schwimmbeckens "säuft" die Wiese ab. Die Kameraden der FFw Schleiz dichten eine Rohrleitung ab. Wie überall in den Drehbüchern muss das Gute gewinnen, kurz vor der Katastrophe gingen die Wassermassen am Freibad zurück, gegen 01:00 Uhr konnten die Kameraden zusammenpacken.

01:00 Uhr:  (13.02.2005) Die Pause sollte nicht lang werden, eigentlich anstehende Kontrollfahrten werden zurückgestellt. Ein neues Problem an der Wisenta wartet auf eine richtige Entscheidung. Die am "Flussdelta" befindliche Pension (am Komtursteig) muss mit ca. 100 Sandsäcken umgehend vor dem Überfluten gesichert werden. Die ortsansässige Baufirma Oehler half mit dem nötigen Sand aus. Zwischenzeitlich wurde ein Keller am Görkwitzer Unterweg mittels Wasserstaubsauger ausgepumpt. Gegen 03:30 Uhr sind die Sicherungsmaßnahmen an der Pension abgeschlossen und die ersten Kontrollfahrten der Brücken im Stadtgebiet werden durchgeführt.  Immer wieder muss Treibgut beseitigt werden.

04:00 Uhr:  Der Höchststand der "Flutwelle" hat Schleiz passiert und drängt Richtung Möschlitz. Die Pegel fallen. Ein Hilferuf aus Grochwitz der dort arbeitenden Kameraden (OF Möschlitz, OF Grochwitz) erreicht die Einsatzführung aus Schleiz. Treibgut und Nutzholz des ortsansässigen Sägewerkes schwimmen flussabwärts, eine Brücke ist bedroht und kräftige Hände sollen das gelagerte Nutzholz umlagern. Nur über Umleitungen sind die Ortslagen Möschlitz und Grochwitz zu erreichen.

06:15 Uhr:   Die Kameraden rücken ins Gerätehaus ein. Kurzes Frühstück und Herstellung der Einsatzbereitschaft stehen auf dem Programm. Gegen 09:00 Uhr können die Kameraden erst einmal nach Hause. Die Lage im Stadtgebiet Schleiz entspannt sich weiter.

09:30 Uhr:  Erneute Alarmierung der Schleizer Einsatzkräfte. Ein Gebäude am Langenbacher Weg in Schleiz wird durch Wassermassen aus einem Hang  bedroht. Pumpentechnik muss zum Einsatz kommen. Gegen 11:30 Uhr ist die Einsatzbereitschaft wieder hergestellt. Außer Mittagessen hat wohl jeder Kamerad Mittagsschlaf geplant, nachdem der "Nachtschlaf" ausgefallen war. In Schleiz ist das Ausmaß der nächtliche "Flutwelle" gar nicht mehr so richtig zu erkennen, die Pegel sind stark gesunken.

14:00 Uhr:  Einsatztechnik der OF Grochwitz muss repariert werden. Vorbildlich wurde auch hier an der Sicherstellung der Einsatzbereitschaft durch die Kameraden vor Ort gearbeitet.

19:00 Uhr:  Als Wochenendabschluss ertönen erneut die Alarmmeldeempfänger der Schleizer Kameraden. Größere Treibgutmengen drohten die Holzbrücke am Komtursteig zu zerstören. Hier muss nun schwerere Technik aufgefahren werden. Gemeinsam mit der Firma Wieduwilt aus Lössau werden ganze Bäume vor den Brücken am Komtursteig und am Gratweg in Schleiz beseitigt. Die Ausleuchtung der Einsatzstellen ist zusätzlich erforderlich. Inzwischen schneit es in Schleiz. Gegen 21:30 Uhr sind die Einsatzkräfte wieder bei ihren Familien zu Hause.

Schlusswort:    Die meisten Kameraden können dieses Wochenende aus ihren Erholungskalender streichen. Mit geringsten Aufwand an Technik war die Gesamtsituation beherrschbar. Es hat sich wieder einmal gezeigt, kritische Naturschauspiele können sich zu jeder Zeit ereignen. Außer den eingesetzen Kameraden und den Mitarbeitern der Stadtverwaltung sollten wir uns trotz allem auch beim Autor des "Drehbuches" bedanken, der u.a. den Teich oberhalb des Freibades nicht hat überlaufen lassen und damit der Stadt Schleiz erheblichen Schaden erspart hat.    Glück im Unglück!