Alle Jahre wieder zum 1. April: Haben Sie es uns abgekauft? |
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Wie in jedem Jahr haben wir unsere Besucher der Homepage auf unsere Art
in den April geschickt. Doch grundsätzlich steckte in unserer Berichterstattung viel Wirklichkeit. Vielleicht findet der Eine oder Andere sogar hilfreiche Anregungen wie Feuerwehr in Zukunft funktionieren kann! |
... und das war unser Bericht zum 1. April 2018 |
Freiwillige Feuerwehr Schleiz ab 01.01.2019 teilprivatisiert |
Die Medien gaben sich kurz vor Ostern in Schleiz förmlich die Türklinke in
die Hand. Der Rücktritt des Schleizer Stadtbrandmeisters als Ehrenbeamter der Stadt
zum 31.12.2018 hatte in den vergangenen Tagen zu viel Aufregung geführt.
Was die meisten noch nicht wussten, der Hintergrund für den Rücktritt kam
mit Ankündigung vor langer Zeit. Wie mittlerweile vertraglich besiegelt wurde, soll eine
weitere Feuerwehr mit der Eingemeindung von Crispendorf zum
Aufgabenbereich des Stadtbrandmeisters hinzukommen. Eine zukünftige
Mehrbelastung seinerseits im Ehrenamt hatte der Schleizer
Stadtbrandmeister schon zu seiner Wahl am 18.03.2016 ausgeschlossen.
Das ist auch allen politisch Verantwortlichen der Kreisstadt bewusst.
Inzwischen haben sich alle Bürgermeisterkandidaten für die Entlastung
der Schleizer Einsatzkräfte ausgesprochen, u.a. auch durch die Schaffung
von mindestens zwei hauptamtlichen Stellen.
Doch die Stadt Schleiz geht im Rahmen eines Pilotprojektes noch einen
Schritt weiter. Seit vergangener Woche liegt der Stadt Schleiz ein
vertragsfertiger Entwurf vor, der einen ganz neuen Weg im
Feuerlöschwesen Thüringen als Modellversuch beschreibt. Ähnlich wie im
Bau- und Autobahnwesen wird nun ein ÖPP- Projekt (öffentlich-private
Partnerschaft) für 20 Jahre ins Leben gerufen, was letztlich heißt, dass
die Pflichtaufgabe der Gemeinde zum Brandschutz und der Allgemeinen
Hilfe nun durch ein privates Unternehmen übernommen wird. Dabei bleibt
die Pflicht für die Gemeinde unberührt.
Die Übernahme des
Projektes durch ein Nordeuropäisches Unternehmen ist noch nicht
besiegelt. Daher soll auch die schon lange im Brandschutzwesen agierende
Firma noch nicht öffentlich genannt werden.
Erste Informationen
dürfen wir allerdings schon bekanntgeben. Das neu zu gründende
Unternehmen wird nicht nur Gerätehaus und Technik weiter nutzen, sondern
auch das bisher vorhandene Personal. Die Kameradinnen und Kameraden
bleiben auch freiwillig dabei, allerdings werden die Einsatzstunden (nur
die Einsatzstunden) mit Entschädigungen deutlich über dem Mindestlohn
vergütet. Zunächst sieht das Unternehmen drei hauptamtliche
Arbeitsplätze vor, die des Stadtbrandmeisters und zweier Mitarbeiter des
Technischen Dienstes. Geplant ist ab dem Jahr 2020, die Stellen in einen
hauptamtlichen Einsatzdienst mit 3-4 Kräften rund um die Uhr zu
integrieren, so wie das im
Herkunftsland des Unternehmens bei Feuerwehren in deren Größe üblich ist.
Dabei sind Tagdienste mit 10 Stunden und Nachtdienste mit 14 Stunden
angedacht.
Die gesamte Technik und
das Gerätehaus bleiben allerdings Eigentum der Stadt Schleiz. Auch der
neue Gerätewagen - Logistik wird dazugehören. Weiterhin hat das
Unternehmen den Kauf eines Ölbeseitigungsfahrzeuges und eines
Führungskräftefahrzeuges im Plan.
Kostenmäßig denkt das
Unternehmen auch anders als die öffentliche Hand bisher. Durch die
Privatisierung kann das Unternehmen (anders als im Brandschutzgesetz für
die Kommunen geregelt) jeden Einsatz mehr oder weniger kostenpflichtig
abrechnen. Für die kostenfreie Nutzung von Technik und Geräten
profitiert die Stadt in der Form, dass sie selbst keine Einsatz,-
Wartungs- und Pflegekosten übernehmen braucht.
Das Land Thüringen
beteiligt sich über die Landesaufbaubank (LEG) an dem Projekt mit einer
Förderung von 800.000 €. Die Summe wird größtenteils benötigt, um eine
Umstellung der Aufgaben und Strukturen vom öffentlichen Aufgabenbereich
ins Privatunternehmen zu ermöglichen.
Auch der Landkreis
Saale-Orla wird von diesem Schritt profitieren. Nun ist es möglich,
vertragsgebunden Ölspuren auf Kreisstraßen durch das Unternehmen mit
minimalem Einsatz von Personal beseitigen zu lassen. Das wird nicht nur
die Feuerwehren im Landkreis entlasten, sondern ermöglicht ihnen auch
endlich, sich auf die Kernaufgaben zu konzentrieren. Auch das Land
Thüringen hat für die Bundes- und Landstraßen Interesse an dieser Lösung
angemeldet, wohl auch ein Grund, warum die Förderung so schnell
zugesichert wurde.
In Summe verspricht sich
die Stadt Schleiz so einiges von diesem Projekt. Die Besetzung der
hauptamtlichen Stellen gehört sicherlich nur zu einem Teil der sonst
aktuell zu lösenden Probleme. Auch die Bereitschaft von mehr Schleizern
für die Feuerwehrarbeit könnte durch den finanziellen Anreiz neuen
Aufschwung erhalten.
Im Übrigen sollen die
Ortsteilfeuerwehren zunächst durch das Projekt unberührt bleiben. Je
nach Erfahrung wird aber auch dazu nach 2020 über Veränderungen
nachgedacht. |