....unser Bericht zum Einsatz! |
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Menschen warten auf Hilfe: Randmarkierung der rechten Fahrbahn wirkt wie eine unüberbrückbare Mauer |
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10.08.2017
Alarm Einsatzkräfte DRK, Notarzt und Feuerwehr um 06:54 Uhr Das Szenario gibt's sonst nur im Fernsehen, doch hier ist es Alltag: Ein Kleintransporter einer Schädlingsbekämpfungsfirma kam aus bisher unbekannter Ursache auf der Bundesautobahn 9 am Kilometer 226 in Richtung Berlin nach rechts von der Fahrbahn ab, überschlug sich mehrfach im Bereich der Bankette und krachte dann zurück bis auf die linke Fahrbahn der dreispurigen Bundesautobahn. Der Ort des Geschehens ist für die Einsatzkräfte von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr ein bekannter Unfallort, der sich in einer langgezogenen Linkskurve des bergeinführenden Autobahnabschnittes bei Schleiz befindet. Die Energie des sich mehrfach überschlagenden Transporters war enorm. Achsen und der Antriebsmotor flogen durch die Luft. Trümmerteile, Erde des Randstreifens und Teile der Ladung waren über alle Fahrspuren verstreut. Der Fahrer saß mit schweren Verletzungen beim Eintreffen der ersten Rettungskräfte von DRK und Feuerwehr hinter seinem Lenkrad. Zuvor mussten sich die ersten Einsatzkräfte allerdings wieder mühevoll durch eine sich bildende Rettungsgasse quälen. Doch als nur kurze Zeit später weitere Einsatzkräfte der Feuerwehr und die Beamten der Polizei die Rettungsgasse passieren wollten kam es zu dem, was überhaupt nicht mehr geht. Es gab praktisch keine Rettungsgasse mehr. Die Kameraden der Feuerwehr mussten zu Fuß vor den hunderten Lkw und Pkw der drei Fahrspuren herlaufen und die Fahrzeuge so sortieren, sodass die Einsatzfahrzeuge Meter für Meter durch die "Rettungsgasse" vorwärts kamen. Wertvolle Zeit ging verloren. Der Fahrer musste auf seine Hilfe warten, weil viele Autofahrer einfach überfordert und egoistisch sind. Ein Kleintransporter "hängte" sich sogar an die Einsatzfahrzeuge zum schnelleren Vorankommen hinten an und ließ von seiner Absicht erst nach einer deutlichen Drohung einer Einsatzkraft ab. Wir glauben allerdings, dass es für den Umstand der fehlenden oder schlecht gebildeten Rettungsgasse auch andere Ursachen gibt. Der rechte dicke weiße Randstreifen der Bundesautobahn wird grundsätzlich von den Autofahrern nicht überfahren, auch nicht, wenn eine Rettungsgasse gebildet werden muss. Er wirkt wie eine unüberbrückbare Mauer, obwohl aus unserer Sicht dafür überhaupt kein Anlass besteht. Doch wer sich den Gesetzestext der StVO mal genauer anschaut, liest zwar kein Hinweis, dass der Standstreifen nicht genutzt werden darf, allerdings auch keinen, dass er genutzt werden soll. Die massiven Probleme mit den Rettungsgassen sind nicht neu, haben aber eine neue und dramatische Qualität angenommen. Vor dem Ausbau der A9 auf jeweils drei Fahrspuren klappte die Bildung der Rettungsgassen zwar auch nicht immer, doch damals war am Ende der jeweils linke und rechte Autofahrer in Verantwortung, dass die Einsatzkräfte schnell zum Ziel kamen. Durch die drei Fahrpuren ergibt sich, dass der rechte Fahrzeugführer (meist Lkw) sein Fahrzeug am rechten meist weißen dicken Randstreifen abstellt. Der links daneben, also der aus der mittleren Fahrspur, erklärt sich unbewusst aus der Verantwortung, weil er schließlich nicht weiter nach rechts kann. Lediglich der ganz links (meist Pkw) bemüht sich meistens irgendwie Platz zu schaffen. Das Ergebnis: Keiner ist seiner (Mit-)Schuld bewusst und zum Abstrafen ist eh keiner da, weil alle Kräfte (auch die der Polizei), erst mal mit dem eigentlichen Ereignis beschäftigt sind. Die Einsatzkräfte bemühen sich dann irgendwie voranzukommen und der/die Betroffene(n) und die Ersthelfer sind sich selbst überlassen. Erst am Dienstag (08.08.2017) fanden in Zusammenarbeit mit der Schleizer Feuerwehr Dreharbeiten zu genau diesem Thema in Schleiz und auf der A9 statt. Der MDR (Mitteldeutscher Rundfunk) sendet dazu am kommenden Dienstag (15.08.2017, 20:15 Uhr) in der Sendung "Umschau" einen umfassenden Bericht. Zurück zum Einsatz: Die Einsatzkräfte der Feuerwehr Schleiz spreizten mittels hydraulischem Rettungsgerät für eine patientenschonenede Rettung die Fahrertür aus dem Fahrzeug und unterstützten den Rettungsdienst bei der Rettung des Patienten aus dem Kleintransporter. Ein Rettungshubschrauber flog den schwerverletzten Fahrer weiter ins Unfallklinikum nach Jena. Mit großem Aufwand reinigten die Einsatzkräfte dann die Fahrbahnen. Später erreichte eine Kehrmaschine den Ort des Geschehens. Alle Mühe stand nun, den hunderten Autofahrern im Rückstau die Weiterfahrt zu ermöglichen, darunter auch sehr viele, die zuvor die Anfahrt der Einsatzkräfte massiv behinderten. Kaum einen der Autofahrer, die keine Rettungsgasse bildeten, ist es schlussendlich bewusst, dass auch er einen Anteil an seiner verlängerten Wartezeit im Stau hatte. Wir danken allen beteiligten Rettungskräften von DRK und der Luftrettung, der Autobahnpolizei und den Mitarbeitern von der Rettungsleitstelle sowie der VIA- Gateway für die gute Zusammenarbeit. |