....unser Bericht
zum Einsatz!
 
Nein- heute ist nicht der erste April!
Die Kameraden der Feuerwehr Schleiz
retten ein Känguru am Thüringer Meer
 
Berichte der OTZ vom 22.08.2012 (hier klicken) und 24.08.2012 (hier klicken)
Interview mit Volker Baer von Antenne Thüringen (hier klicken)
Interview mit Anny Cammerer (hier klicken)
 


22.08.2012

So unglaublich es auch klingen mag, es ist aus dem wahren Leben. Die Schleizer Feuerwehr war wieder einmal zu einem außergewöhnlichen Einsatz unterwegs. Mitten im Herzen Deutschlands, direkt am Thüringer Meer, musste ein Känguru gerettet werden. Wir glaubten auch erst an einen Scherz, aber vor Ort zeigte sich das Ganze in ca. 75 cm Größe. Das gerade mal ein dreiviertel Jahr alte Känguru Namens Jack saß in der Falle, tief unten hinter den Wehrklappen der Hochwasser- Entlastungsanlage der Sperrmauer in Schleiz- Gräfenwarth.

Was war passiert. Die kleine Kneipe mit den vielen Besonderheiten Namens "Woodys" im Schleizer Industriegebiet hatte sich den Beuteltier- Nachwuchs ins firmeneigene Tiergehege geholt. Nach dem Gewitter in der Nacht zum Mittwoch war ein Ast auf den Schutzzaun gestürzt, eine gute Gelegenheit für Känguru Jack schon am dritten Tag seiner Anwesenheit die Gegend zu erforschen.

doing...doing...doing....

... schon war das Känguru unterwegs. Natürlich sieht die Landschaft Thüringens völlig anders als in Australien aus. Große Saalehänge und viele Bäume - eher ein ungewohntes Bild für ein Beuteltier, jenes sonst kilometerweite Steppen und wüstenähnliche Gegenden kennt. Rund 10 Kilometer in nur wenigen Stunden waren geschafft- für das sprunggewandte Tier eher kein Problem - als es gegen 14:30 Uhr im Bereich der Sperrmauer Gräfenwarth durch einen Mitarbeiter des Energieunternehmens Vattenfall gesichtet wurde.

Natürlich wollte in der gesamten Informationskette (vom Mitarbeiter des Kraftwerks-Betreibers Vattenfall, über seine Kollegen, der Polizei bis zur Feuerwehr) erst keiner glauben wer oder was dort im unwegsamen Gelände wirklich anzutreffen war. Sollte die große Hitze der letzten Tage wirklich so eine Auswirkung haben? Ein kurzer Gedankensprung- der erste April ist auch schon länger her!

Sind nun neben wieder eingewanderten Braunbären und Wölfen auch Kängurus in Deutschland anzutreffen?

Doch nachdem der Erst der Lage erkannt war musste nun auch irgendwann gehandelt werden. Gegen 17:00 Uhr erreichte die Nachricht den Schleizer Stadtbrandmeister. Zunächst galt es, große Netze zu beschaffen, die dankender Weise sowohl beim FSV Schleiz und von der Firma Becker Umweltdienste umgehend zur Verfügung gestellt wurden.

Die gegen 17:30 Uhr eintreffende Einsatzleitung schmiedete inzwischen einen Plan, um ein Scheitern des Einfangens vom Känguru Jack zu vermeiden. Das Problem: Hinter der Hochwasser- Entlastungsanlage schließt sich ein Steilhang in Richtung Saale an, was beim Ausbruchsversuch eher der sichere Tod für das kleine Känguru bedeutet hätte.
 
Alle Einsatzkräfte mussten sich zunächst zum unwegsamen Gelände abseilen. Die Drehleiter ging an der Brücke zur Sperrmauer in Stellung um Materialtransporte und die Überführung der Transportkiste des Tiergeheges Zeulenroda zu realisieren.
Aus Stahlrohren und den Netzen wurde schnellstens ein über 2,5m hoher Zaun gebaut. Sowie Helfer der Firma Vattenfall als auch der Amts-Tierarzt Lutz-Peter Klendauer packten mit zu. Durch die Wehrklappen und die seitlichen natürlichen Hanglagen saß nun das leicht verschreckte Tier in der Falle.

Beim Versuch, den gerade errichteten "Schutzzaun" zu durchbrechen griff ein Kamerad der Schleizer Feuerwehr - wie vorher mit dem Eigentümer besprochen- zu und das Känguru war gefangen. Vier Mann mussten zunächst das Muskelpaket halten, bis es in einer Decke gewickelt zur Transportbox überführt werden konnte. Unter dem Beifall zahlreicher Zuschauer schwebte dann Jack mit Hilfe der Drehleiter und dem Abseilgerät hinauf zum Fahrzeug für den geplanten Abtransport.

Ein prüfender Blick durch ein Loch in die Kiste zeigte uns, Jack ging es schon wieder gut. Alle Aufregung war schon nach paar Minuten vorbei. Es fraß genüsslich an sein Brot und fand offenbar überhaupt nichts außergewöhnliches an seinem Ausflug.

Was bleibt ist ein schlussendlich schönes und Außergewöhnliches Erlebnis für die Kameradinnen und Kameraden. Die Rettung von Jack wird nun in die Geschichte der Schleizer Feuerwehr eingehen.

Wir danken allen Unterstützern der Aktion, den Mitarbeitern der Firma Vattenfall, dem FSV Schleiz, der Firma Becker- Umweltdienste, dem Amts- Tierarzt, den Mitarbeitern des Tiergeheges Zeulenroda sowie den Beamten der PI Saale- Orla.
 
 
 
 
 
 
Bericht der OTZ (online vom 22.08.2012)
 

Känguru-Alarm an der Staumauer bei Saalburg

Porträt

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Direkt an den Wehrklappen der Hochwasser-Entlastungsanlage sieht ein Vattenfall-Mitarbeiter plötzlich ein Beuteltier umherspringen. Es beginnt eine abenteuerliche Jagd. Mit Hilfe der Schleizer Feuerwehr endet die Safari erfolgreich.

Gräfenwarth. Ralf Junker befindet sich auf einer üblichen Begehung der Anlagen an der Staumauer, als der Vattenfall-Mitarbeiter gegen 14.30 Uhr plötzlich seinen Augen nicht traut. Im Schatten der riesigen Wehrklappen, die die Kanäle der Hochwasser-Entlastungsanlage verschließen, sieht er ein Känguru umherspringen. Natürlich sind die letzten Tage recht heiß gewesen. Aber haben wir deshalb gleich australische Verhältnisse?

"Als ich meinen Kollegen zurief, dass hier ein Känguru sitzt, haben die zuerst zurückgefragt, was ich getrunken hätte", beschreibt der Elektromeister sein zunächst vergebliches Bemühen, ernst genommen zu werden. Doch er hat Glück, denn das Tier nimmt nicht Reißaus. Und so sehen auch die Kollegen, was eigentlich unmöglich ist: einen Vertreter der Beuteltierordnung Diprotodontia mitten in Thüringen!

Auch bei der Polizei glaubt man natürlich zuerst an einen sommerlichen Scherz, als die Meldung vom freilaufenden Känguru ankommt. Es wird eine Streife losgeschickt. Natürlich nicht, um die Waffe anzulegen, sondern um nach Wegen zu suchen, wie das Tier artgerecht unterkommen könnte. Zudem wird recherchiert, wo das Tier möglicherweise ausgerissen sein könnte. "Einen Zirkus hatten wir an den letzten Tagen nicht hier und ein Tierpark ist auch nicht in der Nähe", grübelt einer der Beamten.

Unterdessen wird auch der Amtstierarzt für den Saale-Orla-Kreis verständigt. Lutz-Peter Klendauer ist wenig später vor Ort und soll Entscheidungen treffen. Ein Betäubungsmittel, das mit Waffe oder Blasrohr abgeschossen werden könnte, gehört nicht zur üblichen Ausrüstung. Also bleibt nur, das Känguru einzufangen. Irgendwie. Gemeinsam mit Ralf Junker begibt sich der Amtstierarzt hinab in die 20 Meter tiefe Rinne, die von steilen Felshängen eingegrenzt ist.

Doch dem Känguru wird das inzwischen zu bunt. Es springt munter drauf los in Richtung Burgkhammer. Es sind vielleicht 150 Meter, die bleiben, dann kommt ein Steilhang. Ganz vorsichtig tasten sich Ralf Junker und Lutz-Peter Klendauer seitlich an dem Tier vorbei, das immer wieder in den dichten Büschen kauert und die Lage beobachtet. "Es scheint recht zahm zu sein", meint der Amtstierarzt. "Aber normalerweise fange ich nicht jeden Tag Kängurus." Daher trifft er die Entscheidung, die Schleizer Feuerwehr zur Hilfe zu rufen. Zudem sind inzwischen Mitarbeiter des Tiergeheges der Stadt Zeulenroda unterwegs, wo das Tier unterkommen könnte.

Inzwischen geht die Meldung vom Känguru an der Saale durch die Rundfunknachrichten und wird von Frank Bachmann aus Schleiz aufgeschnappt. Der 33-Jährige wird sofort hellhörig. Denn seit dem Morgen ist er mit Danny Säwert, dem Inhaber der Holzkneipe "Woodys" bei Schleiz, durch die Wälder gestreift, um nach einem Känguru zu suchen. "Ich habe das Tier erst seit drei Tagen bei mir im Streichelzoo", berichtet Danny Säwert, als er gegen 18 Uhr mit Brot und einem Karton an der Staumauer eintrifft. "Bei dem Unwetter heute Nacht fiel ein Ast auf den Zaun und da ist das Känguru ausgebüxt." Gegen 8 Uhr habe er das Dilemma bemerkt und sich sofort auf die Suche gemacht. "Wir sind bestimmt fünf Kilometer durch die Wälder gelaufen."

Mindestens zehn Kilometer hatte immerhin das Känguru bis zur Staumauer zurückgelegt. Dank eines inzwischen von der Feuerwehr aufgespannten Netzes kann es nicht mehr zur Steilwand flüchten. Auch die Mitarbeiter des Zeulenrodaer Tiergeheges sind inzwischen eingetroffen und gemeinsam wird der Ausreißer überwältigt. In eine Decke gehüllt, kommt das Känguru schließlich in eine massive Kiste und wird mit der Feuerwehrleiter nach oben gehievt.

"Wir haben ja schon viel erlebt, aber ein Känguru gabs in der 80-jährigen Geschichte der Staumauer hier noch nicht", lachen die Vattenfall-Mitarbeiter.

 

 
Bericht der OTZ (online vom 24.08.2012)
 
Entlaufenes Känguru ist nun in Einzelhaft in Schleiz

 

Porträt

Das am Mittwoch entlaufene Känguru ist wieder in seinem neuen Zuhause und bleibt vorerst einige Tage im Stall. Im Nachhinein sprechen die Beteiligten von einer gelungenen Einfangaktion, die sie nicht so schnell vergessen werden.

Schleiz. Nach seiner Flucht von seinem neuen Zuhause am Mittwoch stand Jack das Känguru noch im großen Rampenlicht, nun muss er für einige Tage mit dem eher dunklen Stall vorliebnehmen. Nachdem ihm ein auf den Zaun gefallener Ast den Weg in die Freiheit gebahnt hatte, floh das Zwergkänguru, wie einst sein Artverwandter im Film "Kangaroo Jack", aus seinem neuen Zuhause und sollte schließlich an der Staumauer eingefangen werden. Nach diesem Abenteuerfilm hat Besitzer Danny Säwert seinem Tier auch den Namen gegeben ohne zu ahnen, dass es die erste Gelegenheit nutzt, es seinem Filmvorbild gleich zu tun.

Die Gemeinschaftsaktion von Polizei, Feuerwehr, Veterinäramt, Mitarbeitern des Tiergeheges Zeulenroda und Danny Säwert glückte und nun ist Jack zurück im "Woodys", wo er erst seit wenigen Tagen lebt.

"Es war eine außergewöhnliche Situation mit gutem Ende", resümierte Amtstierarzt Lutz-Peter Klendauer. Er lobte die gute Zusammenarbeit der Beteiligten und bezeichnete es zudem als glücklichen Umstand, dass er noch erreicht wurde, da der Anruf erst nach Ende der eigentlichen Amtszeit erfolgte. Er war es, der das Kommando hatte. Zunächst hätte auch die Möglichkeit bestanden einen Jäger anzufordern, was aber angesichts der Tatsache, dass das Tier an der Staumauer keinerlei Schaden anrichten konnte, keine echte Alternative war. Also galt es Jack einzufangen.

Damit erlebten auch die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Schleiz einen Einsatz, den sie "in der Form noch nicht erlebt" haben, wie Stadtbrandmeister Ronny Schuberth versicherte. Zwar habe man schon Hunde, Katzen, Vögel und Schlangen eingefangen, aber das sei etwas Neues gewesen. Neu war die Erfahrung auch für Danny Säwert, in dessen Streichelzoo sich Jack noch zurechtfinden muss. Während die anderen Tiere Schweine, Ziegen, Hasen und Hühner die Chance zur Flucht nicht ergriffen, büxte der Neuling aus und soll nun die nächsten drei Tage im Stall verbringen, um sich an sein Zuhause zu gewöhnen.

"Das Telefon hat den ganzen Tag geklingelt", untermauert Säwert den Rummel um den neuesten Bewohner seines Streichelzoos. Zudem seien auch schon mehrere Neugierige ins Industriegebiet Schleiz-Oschitz gekommen, um das ein dreiviertel Jahr alte Zwergkänguru zu besuchen allerdings hatten diese Pech. "Wer Jack besuchen will, sollte sich noch ein bis zwei Wochen gedulden", erklärt der Besitzer des Tieres. Zunächst soll er sich an sein neues Umfeld und seine neuen Besitzer gewöhnen. Kurzzeitig im Stall, dann wieder im Gehege zusammen mit den anderen Tieren. Danach könnten ihn die Besucher auch aus der Nähe begutachten.

Davon, dass Jack in Zukunft wieder für solche Schlagzeilen sorgen könnte, geht der Besitzer des "Woodys" nicht aus. Zwergkängurus gelten als relativ pflegeleicht und so sei es nur eine Frage der Zeit, bis es ihn nicht mehr von seinem Gehege wegziehe. Erworben hat Danny Säwert das Känguru übrigens bei einem Züchter aus Saalfeld. Die von Jack eingeschlagene Richtung war also gar nicht schlecht. Nur, dass doch noch einige Kilometer bis zur alten Heimat im Nachbarlandkreis zu überwinden gewesen wären.

Die Höhe der am Mittwoch entstandenen Kosten ist indes nicht bekannt. Auf Anfrage erklärte Ronny Schuberth lediglich, dass es eine Vereinbarung zwischen der Stadt Schleiz, der Freiwilligen Feuerwehr Schleiz und dem Besitzer des Kängurus gegeben habe. Konkrete Zahlen wollte aber keiner der Beteiligten nennen.

 

Ein Dank für eine besondere Geschichte
MDR- Jump spendiert Schleizer Feuerwehr einen übergroßen prallgefüllten Frühstückskorb
 
 
Die Geschichte um das Känguru Jack vom 22.08.2012 hat nun noch eine große Mahlzeit für die Schleizer Einsatzkräfte beschert. Nein! - Keine Angst, das Zwergkänguru wird am Leben bleiben. Für diesen außergewöhnlichen Einsatz und der Geschichte darum erhielten am Freitag (07.09.2012) die Schleizer Einsatzkräfte einen prallgefüllten Frühstückskorb, mit allem was das Herz begehrt. Anny Cammerer vom Radiosender MDR-Jump hatte im Rahmen ihres Interviews am 26.08.2012 der Schleizer Feuerwehr diesen Korb in Aussicht gestellt und prompt auch das Versprechen einlösen lassen.
Die Kameraden der Schleizer Feuerwehr bedanken sich beim Radiosender MDR-Jump und freuen sich auf das Frühstück gleich morgen um 7:00 Uhr im Schleizer Gerätehaus. Das Frühstück ist Nichtöffentlich!