Einsatzbericht
  Feuerwehr Schleiz im winterlichen Dauereinsatz

 

 

19.01.2006

Herzlichen Glückwunsch, Damen und Herren Gesetzgeber. Wer auch immer die gute Idee hatte, Helmpflicht ab 01.01.2006 für Quadts und verpflichtende wintergerechte Ausrüstung ab 01.05.2006. Haben Sie schon einmal von 4 Jahreszeiten gehört? Im Mai ist jedenfalls bei uns Frühling, die wintergerechte Ausrüstung haben wir bis dahin schon eingemottet. (Quelle:  40. Verordnung zur Änderung der straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften)

Für eine junge Frau kommt aber jede Verordnung zu spät. Sie verunglückte am 18.01.2006 auf der BAB 9 bei Schleiz, als sie mit ihrem sommerbereiften Pkw breitseits unter einem LKW- Auflieger krachte. Sicherlich spielten die Reifen nicht die einzigste Rolle für den schrecklichen Unfall, hilfreich waren sie allerdings auch nicht.

Fangen wir aber zunächst vorn an. In den Mittagsstunden des 18.01.2006 rieselte leicht der Schnee im Schleizer Oberland. Für die Kinder der willkommene Nachschlag für die Rodelbahn, für einen Bürger aus einem benachbarten Dorf  Grund zur Beobachtung der Streufahrzeuge und für die Autofahrer wieder der Schrecken des Winters.

Um 11:24 Uhr wurden die Kameraden der Schleizer Feuerwehr zu einem Verkehrsunfall auf die BAB 9, Anschlussstelle Dittersdorf (Fahrtrichtung Berlin) gerufen. Ein Sattelzug war mit überhöhter Geschwindigkeit von der Autobahn abgefahren. In der langezogenen Rechtskurve der Abfahrt krachte das Zugfahrzeug in die Leitplanke und riss sich den linken Tank auf. Kurz vor der Kreuzung zur Landstraße kam der tonnenschwere Koloss zum Stehen und Dieselkraftstoff lief aus. Zum Glück wollte genau in diesem Moment niemand auf die Autobahn auffahren...

Dummerweise sind die Lkw- Tanks rechts und links mit einer Leitung verbunden und besitzen keinen Hahn um diese trennen zu können. Die doch handwerklich begabten Schleizer Einsatzkräfte waren zunächst mit Schadensbegrenzung beschäftigt, trennten die Verbindung der Tanks und dichteten diese dann ab. So wurden rund 600 Liter Diesel des rechten Tanks gesichert und mussten nicht teuer entsorgt werden. Gleichzeitig fingen andere Kameraden auslaufenden Diesel auf und pumpten ca. 500 Liter Dieselkraftstoff in Spezialbehälter der Schleizer Gefahrgutwagen 2. Von einer Entsorgungsfirma aus Gera wurde der verschmutzte Dieselkraftstoff anschließend abgeholt. Die Fahrbahnreinigung bildete dann den Abschluss der Maßnahme, bevor es wieder nach Hause ins Gerätehaus zum großen Fahrzeug- und Gerätereinigen ging. Erst gegen 16 Uhr waren alle Fahrzeuge einsatzbereit und sauber auf ihrem Standplatz.

Eigentlich waren alle Mühen des Nachmittags umsonst. Die mehrstündige Reinigung hätten sich die Schleizer Einsatzkräfte sparen können, wenn sie gewusst hätten, dass bereits um 18:02 Uhr der nächste Einsatz mit größeren Mengen auslaufenden Diesel bevorsteht. Diesmal war ca. 500 Meter nach der Anschlussstelle Schleiz in Richtung Berlin ein Lkw einen ca. 10 Meter steilen Abhang hinabgeflogen. Vermutlich war wieder der große Unbekannte unterwegs, der den Lkw abdrängte. Glück im Unglück, der Fahrer war unverletzt und konnte auch schon bald Interviews im Fernsehen geben. Für die Umwelt wäre es sicherlich besser gewesen, wenn gleich jemand die Lage erkannt und richtig eingeschätzt hätte. Der Tank der Sattelzugmaschine wurde bei dem Durchbrechen der Leitplanke beschädigt und ca. 500 Liter Diesel flossen in das Erdreich. Die ankommenden Schleizer Einsatzkräfte konnten somit nur noch 200 Liter Diesel umpumpen. Das Umweltamt wurde alarmiert und kam vor Ort. Die Bergung des Fahrzeuges wurde auf den 19.01.2006 verschoben.

Die ersten Einsatzkräfte waren bereits wieder im Gerätehaus, da kam der nächste Einsatzbefehl direkt von den Beamten der Polizei vor Ort. Bestätigt von der Rettungsleitstelle fuhren um 19:28 Uhr die Schleizer Kameraden zur Unterstützung der Kameraden aus Hirschberg. Gemeldet war ein schwerer Verkehrsunfall mit einer verletzten und eingeklemmten Person am Kilometer 230 Richtung Berlin auf der Bundesautobahn 9. Die gleichzeitig mit dem Rettungsdienst eintreffenden Schleizer Einsatzkräfte begannen umgehend mit der Lageerkundung. Die schwer eingeklemmte Frau war mit ihrem Fahrzeug unter dem Sattelauflieger verkeilt, der Fahrzeugmotor lief noch mit Abregeldrehzahl. Das übliche Abstellen des Fahrzeugmotors war auf Grund der enormen Zerstörung nicht mehr möglich. Erst das Entfernen des Kraftstoffpumpenrelaises brachte die ersehnte Ruhe und Sicherheit. Die heraneilende Notärztin konnte nur noch den Tod der erst 35 jährigen Frau feststellen.

Inzwischen trafen auch die Kameraden aus Hirschberg ein, in dessen Zuständigkeitsbereich der Unfall stattfand. Mittels Seilwinde des Schleizer RW 1 wurde das Fahrzeug unter dem Sattelauflieger hervorgezogen. Anschließend übergab der Schleizer Einsatzleiter die Einsatzstelle an die Hirschberger Einsatzleitung. Somit konnten die Schleizer wieder abrücken.

Im Gerätehaus angekommen begannen erneut die Reinigungsarbeiten der Fahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände. Gegen 24:00 Uhr gingen schließlich die Lichter im Gerätehaus Schleiz aus, ein langer Einsatztag war zu Ende.